Die IMSI (intrazytoplasmisch od. intracytoplasmatisch morphologisch selektierte Spermieninjektion) in der Reproduktionsmedizin ist eine Weiterentwicklung der ICSI. Durch die Anwendung spezieller und hochauflösender Mikroskopiertechniken können die Details der Samenzellen analysiert und im Labor die "erfolgsversprechendsten" Samenzellen für die Befruchtung (Injektion) ausgewählt werden.
Seit der erstmaligen Publikation durch den israelischen Biochemiker und Andrologen, Professor Benjamin Bartoov 2001, ist und bleibt die IMSI eine der wenigen Methoden, die ein Real-Time-Spermienscreening ohne Färbung und die gezielte Selektion von Samenzellen mit bestmöglicher morphologischer Integrität (Makellosigkeit) ermöglicht. Die weltweit erste standardisierte Anwendung der IMSI in der klinischen Praxis erfolgte bei Prof. Zech in Bregenz 2005.
Mit Hilfe der IMSI, als moderne Mikroskopiertechnik, können die Spermien wesentlich genauer vor allem im Hinblick auf deren Form und Struktur untersucht, die Spermienqualität nach entsprechenden Normen beurteilt und vom erfahrenen Biologen und Mediziner für die Befruchtung der Eizelle präzise selektiert werden. Die Analyse der Spermien erfolgt bei der IMSI über ein hochauflösendes Spezialmikroskop mit 6.000-12.000-facher Vergrößerung, dreidimensional und in Echtzeit.
Die Beurteilung der Spermienqualität ist ein wesentlicher Schritt im Rahmen einer Kinderwunsch-/IVF-Behandlung. Je besser die Samenqualität, bzw. je besser die Samen im IVF-Labor nach deren Qualität beurteilt und ausgewählt werden können, desto höher die Chance auf eine erfolgreiche Befruchtung, Schwangerschaft und Geburt eines gesunden Kindes.
Mit Hilfe der IMSI-Methode (MSOME) ist eine sehr detaillierte Analyse der Spermien-Morphologie möglich, die bei einer "normalen" ICSI größtenteils verborgen bleiben. Sogenannte Vakuolen-ähnliche Strukturen (kraterartigen Strukturen, Eindellungen) im Spermienköpfchen können hierbei erkannt werden. Die Ursache dieser Vakuolen sind nicht eindeutig geklärt. Auch wird auch weiterhin darüber diskutiert ob und inwieweit diese Strukturen pathologisch oder eher physiologisch sind. Eine Reihe von Studien zeigt jedoch, dass diese intranuklearen Vakuolen offenbar mit DNA- und Chromatindefekten korrelieren, die wahrscheinlich aus Fehlern bei der Spermienreifung resultieren.
Für Next Fertility IVF Prof. Zech ist eine evidenz-basierte Diagnostik und Therapie die Grundlage jedes Handelns. Unser Ziel ist es, bei einer medizinischen Behandlung eine individuelle und patientenorientierte Entscheidung auf Grundlage empirisch nachgewiesener Wirksamkeit zu treffen. In den letzten Jahren wurden im Bereich der Reproduktionsmedizin eine Reihe sogenannter "Add-ons" oder "adjuvanter" Therapien angeboten. Hierbei handelt es sich um diagnostische oder therapeutische Verfahren, die für sich beanspruchen, die Erfolgschancen einer Kinderwunschbehandlung zu verbessern. Seit einiger Zeit wird die ungerichtete Anwendung jener Add-ons kritisiert, die keinerlei Evidenz, und zum Teil auch Nebenwirkungen haben. Zurecht wie wir finden. Wir sehen derartige Add-ons ebenfalls kritisch und haben hierzu in der Vergangenheit immer wieder Stellung bezogen (siehe auch unseren Blogbeitrag: "Add-ons" bei Kinderwunschbehandlungen: Hoffnung oder Hype?).
Nach der aktuellen Datenlage zeigt sich leider noch kein einheitliches Bild in der Einschätzung, inwieweit IMSI einen Nutzen bringt. Die letzte Cochrane Metaanalyse zeigt eine höhere klinische Schwangerschaftsrate, wenn auch die Autoren anführen, dass die Evidenz dafür recht gering ist.
Tatsächlich haben wir 2005 erstmals die IMSI in unseren Laboralltag eingeführt und können damit auf fast 20 Jahre IMSI Erfahrung zurückblicken. Nach unseren gewonnenen Daten, die wir auch in internationalen wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht haben, wissen wir, dass diese Technik dazu beitragen kann, die Ergebnisse der Embryonenkultur und des klinischen Outcomes zu verbessern. Gerne beraten wir Sie auch detailliert über mögliche Vor- und Nachteile dieser Technik.